RESTAURATION |
Die Hauptarbeit beim Sammeln der Geräte ist zweifelsohne die Wiederherstellung der Technik und - wenn noch möglich - auch der Optik. Jedes Gerät in der Sammlung funktioniert technisch genauso gut wie damals als es gebaut wurde! Hier nur ein kleines Beispiel aus dem Leben der "Schrauber" :-)
im Juni 2002 bekamen wir aus Köln (an dieser
Stelle Danke an Georg
Prüssner!) ein Gerät dessen Bilder ich nur von
Automatenbüchern
heraus kannte aber noch nie "live" gesehen geschweige denn gespielt
hatte.
Es handelte sich um einen sog. Flipper-Vorläufer - also ein
Gerät
ohne Flipperfinger - aus dem Jahre 1938.
Der IMO-JUWEL bei seiner Ankunft
Wie man sehen kann hat das Gerät bereits eine beleuchtete Rückwand als einer der ersten seiner Art und war bereits elektrisch betrieben. Auch das Funktionsprinzip war einem relativ schnell klar
Warum "Flipper-Vorläufer" ???
Alle Flipper seit dem Jahr 1947 bis heute haben drei Dinge
gemeinsam
- die Spielfläche ist zum Spieler hin geneigt
- die Kugel wird entweder mechanisch oder elektrisch ins Spiel gebracht
- mit den sog. "Flipperfingern" (meist am unteren Ende der
Spielfläche
angebracht) kann der Spieler die Kugel wieder ins Spiel
zurückschießen
Die Flipperfinger wurden erst 1947 in den USA
erfunden, der IMO-JUWEL
aber bereits 1938 gebaut, somit ist er ein sog.
Flipper-Vorläufer
ein erster Blick in die "Kiste" - jede Menge
Müll, lose
Drähte, Glashalteleisten, Schrauben und ein paar orginal
Birnchen.
In der Mitte kann man die Glockenspule mit dem "Amboss" erkennen, die
den
bekannten Westminster-Gong erzeugte.
Eigentlich hatten wir vorgehabt den
Vorläufer erst technisch wieder
funktionsfähig zu machen - erst danach sollte die Optik kommen
aber
daraus wurde nichts: Gleich beim zweiten Öffnen des
Gerätes gab
der untere Teil der Kiste mit dem Scharnier nach und brach in sich
zusammen..
nun gings also erstmal ans Neuverleimen der Kiste. Bei der Gelegenheit
mußte man sich gleich von den 64 Jahre alten Beinschrauben
verabschieden,
die nur noch lose in den Gewinden wackelten.
Nun konnte man das Augenmerk auf das eigentliche Gerät richten. Der obere Teil der Kiste mit dem Spielfeld wurde umgedreht und man konnte einen ersten Blick auf die Elektrik werfen. Zum großen Erstaunen schien alles komplett zu sein. Alle Relais und Schrittwerkspulen waren komplett und auf den ersten Blick auch intakt. Auch ein Großteil der Orginalverkabelung von 1938 war noch gut. Das Wichtigste fehlte jedoch: Der Transformator, welchen man wahrscheinlich Jahrzehnte zuvor unsanft rausgeschmissen hatte..also mit welcher Spannung sollte man die Spulen testen ??
Aus dem verblichenem Aufsteller-Anweisungen konnte man entnehmen das man das Gerät ausschließlich mit Gleichstrom betreiben sollte..aber mit wieviel Volt ?? Mit Hilfe eines Standard-Netzteils konnte man relativ schnell ermitteln das es 12 Volt sein mussten: Die Spulen zogen stark an und auch die Birnchen leuchteten hell. Alles für sich allein lief gut aber am Zusammenspiel haperte es noch sehr zumal keiner ermitteln konnte an welcher Strippe man welches Kabel anlegen konnte. In der Hoffnung einen späteren Geistesblitz hierfür zu bekommen kam nun erstmal die Optik an die Reihe
Die Türmchen wurden entfernt und die Spielfläche von Rost und jahrzehntealtem Dreck befreit. Dann gings ans Grundreinigen der Metallteile wie z. B. der unterirdischen Kugelrinne, der Hebelmechanik, des Münzprüfers usw. Die schwergängige Mechanik wurde in ihre Einzelteile zerlegt, wieder zusammengebaut und, wo nötig, geölt.
Fast alle Orignalteile konnte man retten aber bei den Federstahlblechen, die bei den kleinen Türmchen den elektrischen Kontakt erzeugten ging nichts mehr. Ein ortsansässiger Metallbetrieb laserte uns die neuen Blech-Scheibchen heraus, sodaß auch dieses Problem gelöst wurde
Der Münzprüfer von oben gesehen.
Ein mechanischer Dinosaurier
- quasi "unkaputtbar"
Rechts oben kann man den Münzzähler
erkennen welcher
sich bei jedem Hebelzug um einen Schritt erhöhte
Blick auf die umgedrehte Spielfeldrückseite.
In der Mitte
befinden sich die Zählwerke, rechts die umgedrehte Kugelrinne.
Hier
wurde gerade die Beleuchtung das erste Mal nach Jahrzehnten zum Leben
erweckt
- wie man sieht mit Erfolg !
für die kleinen Türme wurden extra
neue Federstahlbleche
nachgefertigt
links alt rechts neu
FUNKTIONSPRINZIP
Mechanik
bei Einwurf einer (10 Pf-) Münze
fällt diese in den Münzprüfer
und bleibt zuerst in ihm stecken. Jetzt läßt sich
der linke
Hebel nach vorne zum Spieler herausziehen. Durch die Hebelmechanik
geschehen
nun folgende Dinge gleichzeitig:
- die Münze fällt durch den Prüfer hindurch
in die Kasse
- der Münzzähler addiert sich um einen Schritt
- die Platte, auf der die 5 Kugeln liegen, wird nach unten weggezogen:
Die Kugeln fallen nun in die darunter liegende Rinne
- das (eventuell geschlossene) Tilt-Relais wird zurückgesetzt
- das 1000 und das 10000 Punkte-Zählwerk wird
zurückgesetzt
(sollte jemand die Höchstpunktezahl von 200000 erreicht haben
addiert
sich durch das Zurücksetzten der
Höchstpunktezähler um einen
Schritt)
- Das Zeit-Uhrwerk wird aufgezogen
wird der Hebel wieder losgelassen
- klappt die Kugel-Platte wieder zurück und gibt den Weg der
Kugeln
zum Kugelheber frei
- werden die Zählwerke, das Tilt-Relais und das Uhrwerk
entriegelt
Elektrik
Das Gerät (Lämpchen wie auch Spulen) wird
mit 12 V Gleichstrom
betrieben
Das Spielfeld ist mit einem etwa 1mm starken Aluminiumblech bezogen.
Auf dem Feld befinden sich 24 kleine und 2 große
Türme. Das
Aluminium bildet den Minuspol (=Masse) die Türmchen den
Pluspol. Berührt
nun die Kugel einer der kleinen Türmchen wird das runde
Federblech
auf die Spielfläche gedrückt und erzeugt so einen
elektrischen
Kontakt. Das 1000-Punkte-Relais unter der Spielfläche zieht an
und
schließt den Kontakt zum 1000-Punkte-Schrittwerk. Dies
erhöht
sich um einen Schritt. Berührt die Kugel nun einen der 2
großen
Türme schließt das 10000-Punkte-Relais den Kontakt
zur 10000-Punkte-Zähleinheit,
welche sich um einen Schritt erhöht. Gleichzeitig zieht die
Glockenspule
an und schlägt 1x auf den Amboss.
Nachdem alles eingebaut wurde und man sich den Kopf tagelang über die richtige Verkabelung zerbrochen hatte kam dann doch der erhoffte Geistesblitz. Der Test-Trafo wurde abgebaut und durch ein waschechtes Computer-Netzteil ersetzt - Vorteil: sehr langlebig, leise und liefert die exakten 12 V Gleichstrom - und außerdem überall für wenig Geld zu bekommen! Dem Einbau folgte schließlich eine neue Spielfeldscheibe und die Endreinigung des Gehäuses mit Politur. Die Zählwerkscheibe wurde von hinten mit Klarsichtfolie abgeklebt und wieder vorsichtig eingesetzt.
Der fertige IMO-JUWEL - funktionsfähig wie
am ersten Tag
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IMO-NÜRBURG
der letzte Vorkriegs-Flippervorläufer aus dem Hause Max Jentzsch & Meerz, Leipzig
Hier schonmal ein kleiner "Vorgeschmack" auf das was noch kommen wird :-)